Kontaktimprovisation

Kontaktimprovisation gehört zu den zeitgenössischen Tanzstilen. Ihre Anfänge gehen auf unterschiedliche Quellen zurück: Modern Dance, Kampfkünste, die Bewegungsgesetze der Physik, menschliche Anatomie, Kinderspiel und Gymnastik zurück. Dabei geht es darum, alle Bewegungsmöglichkeiten aktiv zu entdecken, die von zwei oder mehr Tänzer ausgeführt werden können.

Kontaktimprovisation basiert auf der Kommunikation zwischen zwei sich bewegenden Körpern, die einen physischen Kontakt haben und deren Verhältnis zu den physischen Gesetzen (Schwerkraft, Schwungkraft und Trägheit), die deren Bewegung steuern. Um diese Empfindungen wahrzunehmen, muss der Körper lernen, sich von überflüssigen Muskelverspannungen zu befreien und einen Teil der Eigenwille abzugeben. Geschieht das, kann ein natürlicher Bewegungsfluss erlebt werden. Zu den typischen Übungen in der Kontaktimprovisation gehören unter anderem das Rollen, das Fallen, das Heben, das Unterstützen des anderen und das Abgeben des Eigengewichts.

Entwickelt wurde Kontaktimprovisation von Steve Paxton in den USA. Dieser Tänzer und Choreograf war Mitglied mehrerer Modern Dance Companies in New York in den 1960er Jahren. Das erste Mal wurde Kontaktimprovisation als eine Serie von Performances 1972 in John Weber Gallery in New York präsentiert. 17 Studenten und Kollegen von Steve Paxton nahmen an diesem zweiwöchigen Projekt teil. Im selben Jahr fanden auch die ersten Jam Sessions statt. Sehr schnell verbreitete sich diese Tanzrichtung in den USA und dann auch weltweit. Heutzutage ist Kontaktimprovisation ein fester Bestandteil der Ausbildung zum zeitgenössischen Tänzer. Außerdem wird sie auch von vielen Choreografen als gleichberechtigtes Mittel zu choreographischer Materialfindung angesehen. Kontaktimprovisation beeinflusste weltweit die moderne und die postmoderne Choreografie, das Performance und das Tanztraining, vor allem in Bezug auf Partnering und Arbeit mit Gewicht. In Juni 2008 feierte Kontaktimprovisation mit einem großen Zusammenkommen in Juniata College in Pennsylvania ihren 36. Geburtstag. Gleichzeitig fanden mehrere Events weltweit statt, unter anderem in Australien, Argentinien, Chile, Brasilien, Japan, China, Russland, in Europa und in den USA und Kanada.

Kontaktimprovisation war von Anfang an ein soziales Phänomen. Tänzer treffen sich bis heute zu den so gennaten Jam Sessions, um die neuen Tanzformen auszuprobieren und zu entdecken. Diese können in einem Tanzstudio stattfinden und ein paar Stunden dauern. Regelmäßig finden aber auch Jam Sessions statt, die mehrere Tage dauern und bei denen Tänzer jederzeit üben können.

Im Jahre 1975 wurde auch der „Contact Newsletter“ von handvollen Tänzern begonnen, die sich mit Kontaktimprovisation beschäftigten, um in Kontakt zu bleiben und um sich auf dem Laufenden zu halten. Aus diesem entwickelte sich bereits ein Jahr später „Contact Quarterly“, eine Tanz- und Improvisationszeitschrift, die bis heute herausgebracht wird.